Urner Alpenkranz, Etappen 33-34, 17. – 19. September 2018

2017 musste ich diese Alpenkranzetappen absagen wegen Neuschnee oberhalb 2500m. Und dieses Jahr war es einfach schlechtes Wetter, das mich zur Absage im August zwang. Jetzt, einen Monat später, passt der Wetterbericht.

Montag, 17. September
Da wir heute «nur» vom Bodenberg 1002m zur Kröntenhütte 1903m aufsteigen werden, kommen wir mit dem öV erst um 11:30 Uhr in Erstfeld an. Nach Kaffee und Gipfeli warten wir um 12 Uhr auf das bestellte Alpentaxi. Es tut sich nichts! Am Telefon meldet die Taxizentrale, dass kein solcher Fahrauftrag vorliege! Da der Chauffeur zuerst noch den PW gegen einen Bus tauschen muss, fahren wir mit ¾-stündiger Verspätung los. Kurz nach 13 Uhr machen wir uns an den direkten Aufstieg über den Geissfad Richtung Kröntenhütte. Es ist schwülwarm und wir sind froh, dass die steile Aufstiegsroute meist im Schatten liegt. Der Tiefblick ins Reusstal wird immer besser und wir versuchen, unter den vielen Gipfeln der Sunnigen Stöck auf der gegenüberliegenden Talseite den Hoch Geissberg zu bestimmen. Um 16 Uhr sind wir bei der Kröntenhütte. Durst löschen, Steigeisentest, Zimmer beziehen, Apéro und schon ist es Zeit für das Nachtessen. Später machen wir den «Hosenabe»-Jass, dann ist bald Nachtruhe.

Die Kröntenhütte (SAC Gotthard) wurde im Herbst 2014 nach einem 1,58 Millionen Umbau wieder eröffnet. Hell, grosszügig, Zimmer mit 5 bis 10 Schlafplätzen, Warmwasser in den Waschräumen, Duschen zu Fr. 5.- möglich, geheizter Trockenraum mit Luftentfeuchter u.v.a.

Dienstag, 18. September
Tagwache um 6 Uhr, Frühstück um 6.30 Uhr, Abmarsch 7 Uhr. Befremdend ist, dass das Frühstücksbuffet am Abend vorher bereitgestellt wird. Niemand des zahlreichen Personals zeigt sich weder beim Frühstück noch beim Abschied. Wir hoffen, dass dies in den SAC-Hütten nicht Standard wird.

Der Aufstieg zum Grawstock ist abwechslungsreich. Der nahe bei der Kröntenhütte liegende Obersee zeigt sich in verschiedenen Farben. Im oberen Teil der blau-weiss markierten Route sind ein paar Stellen mit einem Fixseil versichert. Der Blick zum weit zurückgegangenen Abbruch des Glattfirns ist fantastisch. Um 10:30 Uhr sind wir am Ufer des Glattfirns, legen die Klettergurte und die Steigeisen an. Nicht angeseilt beginnen wir den Aufstieg über den aperen Gletscher. Bald kommen wir in den Bereich der Randspalten und später suchen wir den Weg um die Querspalten beim Übergang zum flacheren Gletscherteil unter dem Gross Spannort.  Der Gross Spannort ist der Berg mit den charakteristischen Zacken, die so schräg stehen, dass man meinen könnte, sie würden gleich abbrechen. Nach kurzem Abstieg auf dem Schlossberggletscher seilen wir uns an, da er ab hier noch schneebedeckt ist. Respektvoll halten wir uns ziemlich rechts, da riesige Felsbrocken auf dem Gletscher unter der Spannort Ostwand auf häufigen Steinschlag hinweisen. Um 12:30 Uhr überschreiten wir die Randkluft unter der Schlossberglücke. Losgeseilt und mit den Steigeisen im Rucksack klettern wir die paar Meter über die Steilstufe hinauf zur Schlossberglücke 2626m. Ruth war 1981 schon mal hier und ich stand 1988 und 1990 an diesem Ort, wir meinen uns zu erinnern, dass der Übergang von der Schlossberglücke zum Gletscher damals fast flach verlief. Dass die Schlossberglücke ganz aus gelbem Stein besteht, sieht man jetzt, nach dem dramatischen Gletscherschwund, viel besser.

Nach kurzer Mittagspause machen wir uns an den Abstieg zur Spannorthütte. Auf nur gerade 1.7 km geht es 670 Hm hinunter. Also, der Pfad ist extrem steil, trittfest sind wir, aber ohne Stöcke würde es wohl nicht mehr gehen. Leider beginnt es zu regnen: Jacke und Rucksackregenhülle kommen zum Einsatz. Nach 1¼ stündigem Abstieg kommen wir an, es ist 14:30 Uhr, die Sonne scheint bereits wieder, ein erholsamer Nachmittag erwartet uns.

Letztes Jahr hätten wir hier nicht übernachten können, weil die Hütte um- und angebaut wurde. (Baugeschichtedetaill: Ein Schrittbagger kämpfte sich 2 Tage lang den steilen Weg zur Spannorthütte hoch. Unglaublich, aber wahr!)

Zur Saison 2018 ist die der SAC-Sektion UTO gehörende Spannorthütte wieder eröffnet worden. Von der Wolldecken-Miefigkeit früherer Jahre keine Spur mehr. Einzig das Plumsklo überrascht – es ist jedoch eine top moderne Variante davon.

Ausser uns sind gerade noch 2 Gäste da. Darum ist Andy Ott vom Hüttenteam allein hier. Herzlichen Dank für die freundliche Bewirtung.

Mittwoch, 19. September
Tagwache um 6:30 Uhr, Frühstück um 7 Uhr und Abmarsch um 8 Uhr.
Leider habe ich schlecht geschlafen, meine rechte Achillessehne schmerzte stark. Ich verzichte auf die letzte Etappe über den Surenenpass und werde direkt zum Herrenrütiboden vor Engelberg absteigen. Franz übernimmt die Tourenleitung, ganz herzlichen Dank dafür. Der Kreis schliesst sich: Schon die ersten Urner Alpenkranz Etappen hat Franz geleitet, weil ich damals wegen eines Leistenbruchs verzichten musste!

Um 8 Uhr machen wir uns an den Abstieg. Beim P1495 trennen sich unsere Wege. Richtung Surenenpass geht es nach rechts, während ich nach links weitergehe via Stäfeli und Niedersurenen bis Herrenrütiboden. Autostopp bis Engelberg und öV nach Hause.

Der Weg zum Surenenpass ist lang, zuerst auf schmaler Fahrstrasse bis zur Blackenalp 1769m zum Besuch des Blackenchappeli und zum Kaffeehalt. Ab hier geht es stetig aufwärts zum Surenenpass 2292m, der kurz vor 12:30 Uhr erreicht wird. Nach kurzer Mittagspause geht‘s um 13 Uhr weiter Richtung Brüsti. Bei Unter Mättenflue wird die Sperrung des direkten Weges ignoriert. Aber der Weg durch die Geröllhalden ist gut begehbar und trifft noch vor dem Angistock wieder auf den offiziellen Wanderweg. Aussichtsreich führt dieser nun über Geissrüggen, Grat und die Chräienhöreli direkt zum Berghaus Zgraggen in Brüsti. Ankunft um 15:20 Uhr. Die Freude über den Abschluss des Alpenkranzes ist riesig. Durst löschen und Glace geniessen ist angesagt, bevor es mit Seilbahn nach Attinghausen und weiter mit öV nach Hause geht.

  1. September 2018; Tourenleiter: Hansruedi Keller

Kosten:
öV, Alpentaxi und Bergbahnen ca. Fr. 42.- (Halbtax)
Übernachtung mit HP im Krönten- und Spannorthütte: Fr. 140.- (Nicht SAC + Fr. 20.-) Getränke extra
Einkehr unterwegs: extra
TL-Beitrag: Fr. 15.-

Witterung:
Montag: schön und heiss, gegen Abend leicht bewölkt
Dienstag: leicht bedeckt, im Abstieg zur Spannorthütte kurzer Regen
Mittwoch: schön und heiss, auf dem Surenenpass leicht bewölkt und kühler

Statistik:
Bodenberg – Kröntenhütte: 3.6 km; +900 Hm; 3 Std.
Kröntenhütte – Schlossberglücke – Spannorthütte: 6.5 km; +950/-770 Hm; 6½ Std.
Spannorthütte – Surenenpass – Brüsti: 13 km; +1020/-1450 Hm; 6½ Std.

Teilnehmende: 6

Rückblick zum Urner Alpenkranz:

Schon das erste Urner Alpenkranz Programm für die Etappen 1-4 vom 18. – 21. Juli 2013 habe ich, wie alle späteren, mit folgendem Zitat begonnen:
„Zwischen Urnersee und Gotthard gibt es unzählige, traumhafte Wanderrouten und gut markierte Bergwege, hoch über nebligen Tälern und grauen Alltagssorgen“

Jetzt können wir das so bestätigen: Traumhaft, abwechslungsreich bei der Aussicht, dem Wetter und den Unterkünften, wechselnde Schwierigkeitsgrade. Ob alle Teilnehmenden die grauen Alltagssorgen im Tal gelassen haben? Ich hoffe schon.

Froh bin ich, dass wir alle Etappen ohne einen einzigen Unfall durchführen konnten.

Urner Alpenkranz, das Wichtigste in Kürze:
34 Etappen; Distanz: 380 km; Aufstiege: 32’000 Hm; Abstiege: 35’000 Hm; Zeit: 208 Std.
Ganz herzliche Gratulation an Ruth Ei. und Ruth F., die bei allen Etappen dabei waren.
17 Teilnehmende aus unserer Sektion haben am Projekt mitgemacht.

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